Mit der Natur im Einklang
Gedanken und Philosophie von David Schoo.
Philosophie
In meinem Studium ist mir klar geworden, wie eng Naturschutz und Landwirtschaft zusammenhängen. Als Reaktion auf die Industrialisierung der Landwirtschaft ab dem 19. Jahrhundert formten sich Gegenbewegungen, die Ursprünge des heutigen Naturschutzes. Zu schützen galt nicht eine vom Menschen isolierte Natur, sondern das Ideal einer extensiv genutzten Kulturlandschaft. Ein Mosaik vielfältiger Kulturpflanzen auf kleinen Parzellen sowie strukturreiche Elemente wie Hecken und Streuobstwiesen zeichnen diese Kulturlandschaft als artenreiches menschengemachtes Ökosystem aus. Die Menschheit prägt schon seit Jahrhunderten die Gestalt der Erde. Wie können wir es in Zukunft schaffen, im Einklang mit der Natur artenreiche Lebensräume entstehen zu lassen, anstatt die Natur auszubeuten und zu zerstören?
Um diese Herausforderung zu meistern, empfiehlt es sich, die Natur zu beobachten, um die komplexen Interaktionen eines Ökosystems zu verstehen und daraus zu lernen. Vorbilder für eine nachhaltige Landwirtschaft in diesem Sinne sind alternative Anbauformen wie die Permakultur und Agroforstsysteme. Das Ziel ist es, einen Garten zu erschaffen, der den Menschen ernährt und zudem als Ort der Inspiration und Erholung dient. Das Werk „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch versinnbildlicht (auf der linken Seite) einen solchen Ort als Garten Eden und die Konsequenzen der Überbevölkerung (in der Mitte) sowie die Folgen der Zerstörung (auf der rechten Seite des Bildes). Aus meiner persönlichen Sicht befindet sich die Welt im Moment im Bereich des rechten Drittels des Bildes, ein Umlenken und eine Neuorientierung sind dringend notwendig.
Konzept
Ein Rindfleischburger mit Pommes und Ketchup – lecker. Doch wird man sich der Konsequenzen für die Gesundheit, die eigene und die unseres Planeten, bewusst, kann es einem schnell den Appetit verderben. Zum Glück gibt es Alternativen zu Fastfood und industrieller Landwirtschaft. Eine pflanzenbasierte, vegetarische oder vegane Ernährung erlebt einen Hype, die Wertschätzung für regionale und saisonale Produkte wächst. Auf diesen Trend reagieren die Köche der neuen Generation mit einem innovativen Konzept: „from farm to fork“. In enger Kooperation mit ausgewählten Landwirten aus der Region wird frisches Gemüse angebaut. Dieses kommt auf kurzem Weg vom Acker direkt auf die Teller der Sternerestaurants. Mit Transparenz über die Herkunft und die Herstellung der Produkte, die Verwendung von Zutaten höchster Qualität und die handwerkliche Verarbeitung überzeugt dieses Konzept und inspiriert eine neue Generation von Köchen und Gärtnern.
Projekt
Meine Vorstellung von einer nachhaltigen Landwirtschaft geht über die Anforderungen der Bio-Richtlinien hinaus. Neben dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und chemisch synthetische Düngemittel sind für mich die Biodiversität, der Aufbau der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und das Ziel, Nährstoffkreisläufe zu schließen, wichtige Elemente einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Um diesen Idealen gerecht zu werden, habe ich angefangen, mein Gemüse selbst anzubauen.
Da viele Freunde von mir großes Interesse am Gärtnern zeigten und Lust hatten mit anzupacken, kam die Idee auf, einen Gemeinschaftsgarten zu gründen. Kurzerhand starteten wir im Jahr 2016 auf einer 400 m² großen Fläche der GaLa-Bau-Firma SE-Bau mit dem Anbau von Gemüse. Im Sinne der ökologischen Landwirtschaft wächst dort seitdem eine große Vielfalt verschiedener Gemüsearten und -sorten. Vom Anbau in Mischkulturen und dem Anlegen von Blühstreifen profitiert die Biodiversität. Durch eine hohe Biodiversität kann nicht nur der Ertrag gesteigert werden, es wird zudem ein resilienteres und resistenteres Ökosystem erschaffen. Inspiriert durch die Permakultur und das Design eines Waldgartens wurden 2019 die ersten Bäume gepflanzt, wodurch sich aus dem Garten ein strukturreiches Agroforstsystem entwickelt hat. Im Jahr 2021 wurde in einer Studie der TUM (geleitet von Prof. Egerer, Professur für Urbane Produktive Ökosysteme) die Biodiversität im Garten untersucht, wobei das Vorkommen von zahlreichen Insekten- und Vogelarten dokumentiert werden konnte.
Für die kommende Saison ist eine Erweiterung der Gartenfläche um 1000 m² geplant. Dabei wird eine Zusammenarbeit mit der Gastronomie im Sinne des Konzepts „from farm to fork“ angestrebt. Zunächst wird ein Fokus auf Kräuter und individuell zusammenstellbare Salatmischungen gesetzt. Diese sollen aus einer Variation schmackhafter Schnittsalate, nährstoffreicher Microgreens und Sprossen, einer Auswahl an Wildkräutern sowie Blüten als dekorative essbare Elemente bestehen. Eine weitere Vergrößerung der Anbaufläche und der Produktpalette ist für die nächsten Jahre geplant.
Steckbrief: David Schoo
Geboren am 25.03.1993
Initiator und Koordinator eines Gemeinschaftsgartenprojektes (seit 2016)
Studium: Geografie und Biologie (B.Sc.), LMU; Umweltplanung und Ingenieurökologie (M.Sc.), TUM; Environmental Studies (Certificate), LMU; Skills Excellence Programm (TUM)
Bachelorarbeit: „Ökologische Landwirtschaft in Deutschland“
Masterarbeit: „Auswirkungen des Gemüsebaus auf die Umwelt: Vergleichende Ökobilanz der FarmBot-Technologie mit der konventionellen und biologischen Landwirtschaft“
Auslandsaufenthalte:
Studium in Mexiko und Spanien
Permakultur-Projekte in Kolumbien, Mexiko, Italien und Österreich










